Vaterstädtische Stiftung vom Jahre 1876

Nach dem Tod Dr. Cohens wurde der Kaufmann John Rudolf Warburg 1874 einstimmig zum Vorsitzenden gewählt, einer der ersten Vorkämpfer der Stiftung, der bereits 14 Jahre dem Vorstand angehörte. Er gehörte einer alteingesessenen jüdischen Familie an, der Kaufleute, Bankiers und Gelehrte entstammten. Gemeinsam mit seinem Bruder Siegmund hatte er die väterliche Seidenfirma "R.D. Warburg & Co." mit Filialen in ganz Europa ausgebaut und ihr mit einem breitgefächertem Warenangebot internationalen Ruf verschafft.

Warburg sollte der ideelle und finanzielle Motor der künftigen Ausdehnung werden. Nach seiner Wahl schlug er als als äußeres Zeichen eines Neuanfangs, denn die Stiftung stagnierte mit einer Mitgliederzahl von unter 100, einen neuen Namen vor, da die Gleichstellung der Juden mittlererweile eine Selbstverständlichkeit sei und nicht mehr ausdrücklich erwähnt werden müsse. Sein Vorschlag Vaterstädtische Stiftung vom Jahre 1876 wurde vom Vorstand akzeptiert und mit der neuen Satzung von 1878 wurde die geänderte Richtung vorgegeben:

§ 2
Zweck der Stiftung ist älteren, würdigen, in gedrückten Verhältnissen lebenden Angehörigen des hamburgischen Staates, gleichviel welcher Confession, angemessene Wohnungen zu gewähren. Ausnahmsweise und unter besonderen Umständen können auch Nichtangehörige des hamburger Staates bei der Erteilung von Freiwohnungen berücksichtigt werden. Zur Erfüllung diesen Zweckes dienen das bereits vorhandene Gebäude am Orte des Eichholz und ferner zu acquirierenden Baulichkeiten. Bei der Vertheilung vacanter Wohnungen des Gebäudes am Eichholz ist wie bisher zu berücksichtigen, dass die in diesem Gebäude vorhandenen Freiwohnungen zur Hälfte an Israeliten, zur Hälfte an Christen vertheilt werden sollen. Bei der Vertheilung von Wohnungen in neu zu acquirierenden Baulichkeiten ist auf die Confession keinerlei Rücksicht zu nehmen.

Warburg empfand die gestiegene Wohnungsnot als Bedrohung weiter Bevölkerungsteile, der praktisch mit den Freiwohnungen begegnet werden sollte.

Die Einwohnerzahl Hamburgs hatte sich verdoppelt von 100.000 um 1811 auf 200.000 im Jahre 1860. In jenem Jahr wurde die neue Hamburger Verfassung verabschiedet, in deren Folge u.a. zum Jahreswechsel die mittelalterliche Torsperre wegfiel und damit die ehemaligen Vorstädte St. Georg und St. Pauli stärker besiedelt wurden. An der nunmehr einsetzenden Stadterweiterung war die Stiftung mit ihren Stiftsbauten beteiligt

Der von Warburg initiierte Neubeginn fand in erfolgreicher Mitglieder- und Kapitalwerbung seinen Ausdruck. Aber erst seine großzügige Schenkung über 50.000 Mark ermöglichte tatsächlich ein weiteres Wohnstift einzurichten.

In der Grabenstraße in St. Pauli Nord wurde für 45.000 Mark ein zweistöckiges Mietshaus gekauft, das umgebaut, renoviert und mit einer weiteren Etage aufgestockt wurde. Im September 1879 konnte dieses Gebäude bezogen werden. Nachdem auch der hintere Grundstücksteil mit einem Stiftsgebäude erschlossen war, standen insgesamt 19 Familienwohnungen mit zwei Zimmern und sieben Einzimmerwohnungen für alleinstehende Frauen zur Verfügung

In den letzten beiden Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts schritt die Citybildung in der Innenstadt enorm voran, was einen weiteren Rückgang an Wohnraum zur Folge hatte. Die Wohnungsnot trat bei der Bevölkerungsexplosion noch stärker hervor; 1880 lebten bereits 400.000 Einwohner in der Stadt.

Durch Initiative John R. Warburgs wurde im Vorstand der Bau eines weiteren Stiftsgebäude beschlossen, da sich die Zahl der Bewerbungen um Freiwohnungen drastisch erhöht hatte. Der Vorstand richtete 1882 ein Gesuch um Überlassung eines kostenlosen Bauplatzes an den Senat, wobei er dieses wie folgt begründete:

Nur mit schweren Herzen konnte sich der Vorstand entschließen, die freigewordenen Wohnungen einem der Bewerber zu verleihen und eine Reihe anderer Pedenten, die ganz ebenso bedürftig, ganz ebenso würdig waren, zurückzusetzten. Dieses Gefühl der Ohnmacht gegenüber der in unserer Vaterstadt weit verbreiteten Noth ließ in dem Vorstand den Gedanken an eine Erweiterung der Stiftung aufkommen, bei welchem gerade für unsere Großstadt ächt menschenfreundlichen Werk er der Unterstützung eines Hohen Senats gewiß gegenwärtig sein darf.

Erst nachdem durch eine weitere finanzielle Zuwendung Warburgs über 25.000 Mark die Geldsumme der Finanzdeputation ausreichend erschien, wurde 1886 ein Grundstück in der Baustraße in Borgfelde zugewiesen.

In diesem und benachbarten Vororten wurde seit den 70er Jahren öffentlicher Grund an Stiftungen zugewiesen, sodass St. Georg ein eigenes soziales Gepräge herausbildete. Allein in der Baustraße sollten insgesamt zehn Wohnstifte errichtet werden.

Der Vorstand ließ ein dreigliedriges, in das Grundstück hineinreichendes dreistöckiges Gebäude mit 23 Familienwohnungen und zwölf Einzelwohnungen bauen, das 1887 bezogen werden konnte.

Bezeichnend für Warburg war, dass er sich mit dem Erreichten noch nicht zufrieden gab, sondern auf eigene Rechung ein weiteres Stift errichten lassen wollte. Im März 1887 richtete er ein Gesuch an den Senat, um die Überlassung eines staatseigenen Grundstücks zur Bebauung mit einem Wohnstift zu erbitten. Ihm wurde schließlich Gelände an der Bundesstraße, Ecke Papendamm verkauft, wo ein dreiflügliges Gebäude mit letztlich 52 Ein- und Zweizimmerwohnungen erichtet wurde. Die Vergabekriterien waren angelehnt an die Vaterstädtische Stiftung:

Zweck der Stiftung ist, würdigen in gedrückten Verhältnissen lebenden Angehörigen des Hamburgischen Staates ohne Unterschied der Konfession angemessene Wohnungen zu gewähren. Die Miethe ist für Familien auf 50 Pfennig pro Woche, für Alleinstehende auf 30 Pfennig festgelegt und kann bei veränderten Geldverhältnissen unter Genehmigung eines Hohen Senates erhöht werden ...

Diese Stiftung sprach nicht nur für seine ausgeprägte Wohltätigkeit sondern auch für seinen Familiensinn, da der Vorstand stehts aus Nachkommen der Geschwister des kinderlosen Warburg zusammengesetzt werden sollte.

Otto Rautenberg-Stift
Otto Rautenberg-Stift, Tornquiststraße 19b

Die Einweihung des selbständigen Stiftes erlebte Warburg nicht mehr, da er kurz zuvor während eines Urlaubs durch einen tragischen Unfall ums Leben gekommen war.

Als Nachfolger wurde sein Neffe Theodor Wohlwill zum Vorsitzenden der Vaterstädtischen Stiftung gewählt, der in der Firma des Onkels beschäftigt war und die Filialen in Frankreich ausgebaut hatte. Mit der Rückkehr nach Hamburg beendete er eine erfolgreiche Berufskarriere, um sich ganz der Wohltätigkeitsarbeit in seiner Heimatstadt widmen zu können. Seinem unermüdlichen Einsatz verdankte die Vaterstädtische Stiftung ihren weiteren Ausbau, aber auch viele weitere wohltätige Einrichtungen profitierten von seinem Engagement. Der hohen Wertschätzung die er genoß ist es zu verdanken, dass große Geldbeträge zum Bau weiterer Gebäude im Bürgertum eingeworben werden konnten. Die Mitgliederzahlen stiegen unter seinem Vorsitz auf über 1000 an und auch die Spendeneingänge nahmen zu.

1899 konnte aufgrund der soliden finanziellen Ausstattung in der Tornquiststraße in Eimsbüttel ein neues Stift gebaut werden.

Es scheint uns wünschenswert, dieser Zuwendung gemäß, Eimsbüttel für einen Neubau in Aussicht zu nehmen, weil dieser Vorort bisher keine ähnliche Stiftung besitzt, und da bei jeder Vacanz uns von dort zahlreiche Bewerbungen zugehen.

Die Bebauung dieses Vorortes, der erst seit 1894 Stadtteil wurde, schritt entsprechend der außerordentlichen Bevölkerungszunahme zügig voran. Der Vorstand hatte aufgrund der eingehenden Bewerbungen erkannt, dass besonders der Bedarf an Wohnungen für alleinstehende ältere Frauen stark zugenommen hatte, weswegen die 44 Wohnungen hauptsächlich diesem Personenkreis vorbehalten waren. Auch hier mussten die über 60 Jahre alten Frauen ein gesichertes Einkommen von 300 Mark nachweisen können und durften wie üblich keine Armenunterstützung erhalten.

Die solide finanzielle Ausstattung und kompetente Verwaltung der Stiftung, deren Vorstand neben den Kaufleuten stets auch Juristen angehörten, ließen auch bauliche Renovierungen und Modernisierungen zu.

Zur weiteren Konsolidierung trugen Hamburgische Staatsanleihen und die drei von Warburg gestifteten Obligationen mit ihren Erträgen bei.

Mit der Genemigung der modernisierten Satzung durch den Senat im Jahre 1901 musste eine Passage aufgenommen werden, nach der Verwandte oder Freunde der Stiftsbewohner in Notfällen und bei Erwerbslosigkeit diese finanziell unterstützen müssten, damit sie nicht von der Fürsorge abhängig sein würden. Um diese Bedingungen abzumildern wurde ein Unterstützungsfonds eingerichtet, der durch Zuwendungen von Vorstandsmitgliedern und Förderern gefüllt und immer häufiger auch in Anspruch genommen wurde.

Die Vaterstädtische Stiftung war zu einer angesehenen Institution geworden, zu deren fördernden Mitgliedern Senatoren, Bürgermeister, Pastoren und vor allem Kaufleute gehörten. Die Spendenlisten weisen nach, das besonders die einmaligen Zuwendungen und testamentarische Verfügungen aus dem jüdischen Bürgertum stammten. Die Religion spielte in der Stiftung traditionell keine Rolle, jedoch wurde 1898 eine Passus in die Satzung aufgenommen, dass mindestens zwei Vorstandsmitglieder Juden sein müssten. Damit sollte ein Bezug zu der besonderen Entstehung der Stiftung hergestellt werden.

Im übrigen hieß es über die Mitgliedschaft:

§ 6
Mitglied der Stiftung ist jeder, der eine einmalige Beisteuer von mindestens 100 Mark leistet oder sich zu einem jährlichen Beitrag vom mindestens 4 Mark verpflichtet. Wer 6 Monate mit der Zahlung im Rückstande ist, wird als aus der Stiftung ausgeschlossen betrachtet.

§ 7
Die Mitgliedschaft gewährth Antheil an der Beratung und Wahlen der Generalversammlung und außerdem das Recht, für die Stiftswohnungen Personen vorzuschlagen, welche die in §§ 1 und 2 genannten Eigenschaften besitzen ...

In den folgenden Jahren vergrößerte sich die Stiftung beträchtlich.

1905 übernahm der Vorstand die Verwaltung des Martin-Brunn-Stiftes in der Frickestraße in dem neuen Stadtteil Eppendorf, der in den beiden Jahrzehnten um die Jahrhundertwende ein außerordentliches Wachstum an Gebäuden und Bevölkerungszahl verzeichnete. In unmittelbarer Nähe zum Eppendorfer Krankenhaus vergab der Staat gegen nominelle Leistung von 3 Mark im Jahr Grundstücke an Wohnstiftungen und andere wohltätige Einrichtungen, sodass es besonders in der Schede- und Frickestraße zu einer Ballung kam.

Martin Brunn-Stift
Martin Brunn-Stift, Frickestraße 24

1895 war dort durch testamentarische Verfügung aus dem Vermögen des jüdischen Kaufmanns Martin Brunn ein Stift errichtet worden, dessen Wohnungen nach ähnlichen Kriterien wie die der Vaterstädtischen Stiftung vergeben wurden. In den 42 Wohnungen lebten ältere, alleinstehende Frauen, ehemalige Arbeiterinnen.

Die dadurch und durch weitere Neubauprojekte erweiterten Aufgaben machten es notwendig, den Vorstand von sieben auf zwölf Personen zu erweitern. Aufgrund der testamentarischen Verfügung, dass Frau Brunn dem Vorstand der Stiftung ihres Mannes angehören musste, wurden von der Eingliederung dieser Stiftung an auch Frauen in den der Vaterstädtischen Stiftung gewählt.

Wenige Jahre später richtete der Vorstand wiederum ein Gesuch an den Senat um Überlassung eines Bauplatzes, was dort auf positive Resonanz stieß. Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft im Dezember 1907:

Durch ein größeres Vermächtnis ist der Vorstand der Vaterstädtischen Stiftung vom Jahre 1876 in die Lage gekommen, die Zahl der für seine Stiftungszwecke zur Verfügung stehenden Freiwohnungen erheblich vermehren zu können. Derselbe hat deshalb um die Überlassung des an der Ecke Frickestraße und der Schedestraße belegenen Platzes gebeten. Dieser ist 7550,7 qm groß, ...
Gustav Kämmerer-Stift
Gustav Kämmerer-Stift,
Schedestraße 2

An der Straßenkehre Schede- und Frickestraße wurde nach Zustimmung durch die Bürgerschaft ein spitzwinklig verlaufendes Gebäude mit 42 Wohnungen errichtet, das 1907 bezogen werden konnte. Dieses Stift erhielt im Jahre 1925 anläßlich des 80. Geburtstages des damaligen Vorsitzenden den Namen Gustav-Kämmerer-Stift.

Julius Ernst Oppenheim-Stift
Julius Ernst Oppenheim-Stift, Frickestraße 26

Damit war das vom Staat vergebene Gelände jedoch erst zu einem Teil bebaut. 1905 hatte die Vaterstädtische Stiftung die Verwaltung einer weiteren Stiftung übernommen, die bereits seit 1854 existierte. Damals hatte der jüdische Kaufmann Julius Ernst Oppenheim in der Schauenburgstraße in der Altstadt ein Stift errichten lassen, das Bewerbern ohne Berücksichtigung der Konfession offen stand. Verwaltet wurde es zunächst von John R. Warburg, später von seinem Neffen Ferdinand Warburg. Nach dem Tode der Tochter des Stifters wurde aufgrund ihrer testamentarischen Verfügung diese Stiftung in die Vaterstädtische Stiftung integriert. Zu jener Zeit war das Gebäude jedoch baufällig geworden.

Der durch den Verkauf des Grundstücks an den Staat erziehlte Gewinn wurde zum Neubau in der Frickestraße verwendet, der 1909 bezogen werden konnte. Es standen 31 Einzel- und 17 Familienwohnungen zur Verfügung, für die die gleichen Aufnahmebedingungen wie für die übrigen Gebäude erlassen wurden.

Im gleichen Jahr konnte der Kassenwart eine weitere großzügige Zuwendung verzeichnen.

Zur Erinnerung und zum dauernden Andenken an den am 16. Juli 1906 verstorbenen Herrn Alfred Beit schenken Frau Laura Beit und Herr Otto Beit der Vaterstädtischen Stiftung von 1876 je 100.000 Mark unter den nachstehenden Auflagen und Bedingungen ...

Die Familie Beit war eine alteingesessene jüdische Familie, die im Getreidehandel die Möglichkeit, ein weiteres Gebäude an der Schedestraße errichten zu lassen, wodurch zu Wohlstand gekommen war. Mutter und Bruder des verstorbenen Diamantmagnaten schufen zunächst 34 Wohnungen eingerichtet werden konnten, die nach den Bestimmungen der Schenkenden vor allem für Personen bestimmt waren, die im Haushalt dienenden Ständen angehören oder angehört haben. Damit war das gesamte Areal baulich zusammenhängend erschlossen.

Alfred u. Otto Beit-Stift
Alfred u. Otto Beit-Stift, Schedestraße 4

Bereits 1907 war ein weiteres Stiftsgebäude im Rothenbaum in der Kielortallee bezogen worden, das durch testamentarische Bestimmungen des verstorbenen jüdischen Kaufmanns S.-S. Rosenthal finanziert worden war. Es wurde ein zweigeschossiges Gebäude erstellt mit insgesamt 33 Wohnungen unterschiedlicher Größe.

Rosenthal-Altenhaus
Rosenthal-Altenhaus,
Kielortallee 23

Der Stifter hatte bestimmte Aufnahmebedingungen an seine Schenkung geknüpft. So sollten die Bewohner vorzugsweise dem Kaufmannsstand angehört haben, anderenfalls Lehrer oder Krankenpflegerin gewesen sein. Jüdische Bewerber sollten bei gleicher Bedürftigkeit bevorzugt werden und in der Nähe des Stifts sollte sich eine Synagoge befinden.

Die Gegend vor dem Dammtor war ebenfalls 1894 zum Stadtteil erhoben worden und wies in ihrer Bebauung unterschiedlichste Formen aus, von herrschaftlichen Villen in Havestehude bis zu kleinbürgerlichen Mietshäusern in Eimsbüttel. Die neuen Stadtteile Havestehude, Rotherbaum und Eppendorf wurden zur bevorzugten Wohngegend der Hamburger Juden, die von einer Binnenwanderung erfaßt um die Jahrhundertwende die Alt- und Neustadt verließen. Besonders am Grindel war ihr Anteil an der Wohnbevölkerung hoch und wurde durch die Ansiedelung einer Vielzahl von Kultureinrichtungen begleitet.

1908 war der verdienstvolle Vorsitzende Theodor Wohlwill verstorben, dem zum Gedenken der Unterstützungsfonts umbenannt wurde. Zum Nachfolger wurde Max M. Bauer gewählt, ein jüdischer Kaufmann, der dem Vorstand seit mehreren Jahren bereits angehörte und dessen Vater zu den Gründern der Stiftung gehörte. Seinem und des Vorstands Einsatz war die weitere Ausdehnung in der Kielortallee zu verdanken.

Max und Mathilda Bauer-Stift
Max und Mathilda Bauer-Stift, Kielortallee 25

Aufgrund des stark erweiterten Wirkungsfeldes und notwendiger Renovierungsarbeiten sah sich der Vorstand 1909 gezwungen, den Mitgliedsbeitrag von vier auf sechs Mark jährlich zu erhöhen.

Dank weiter zufließender großzügiger Spenden aus dem jüdischen Bürgertum war die Finanzlage der Stiftung so solide, dass sie einzig in Hamburg auch die Kriegs- und anschließende Inflationszeit ohne staatliche Unterstützung überstehen konnte.

Theodor Wohlwill-Stift
Theodor Wohlwill-Stift, Kielortallee 26

Als dann nach dem Tode des Vorsitzenden Bauer aus dessen Vermächtnis eine große Summe der Stiftung zuviel, konnte ein weiteres Stift gebaut werden. Neben dem Rosenthal-Altenhaus wurde 1925 ein moderner Klinkerbau errichtet mit 47 Wohnungen für alleinstehende Frauen und sechs Familienwohnungen. Mit Bezug des Gebäudes wurde eine Geschäftsstelle dort eingerichtet, wo sie sich noch heute befindet.

1926 wurde anläßlich des fünfzigjährigen Jubiläums der Neubenennung der Stiftung, das feierlich begangen wurde, ein Portugalöser geprägt.

Vier Jahre später wurde gegenüber dem Bauer-Stift auf der anderen Straßenseite ein weiteres Gebäude errichtet, das in gleicher Bauweise ausgeführt wurde und 30 Wohnungen enthielt. Zum Gedenken an den ehemaligen Vorsitzenden wurde es Theodor-Wohlwill-Stift benannt.

1933 besaß die Stiftung insgesamt elf Stifte mit 506 Wohnungen, die von 600 Personen bezogen waren. Alle Wohnungen verfügten über elektrisches Licht und entsprachen damaligen modernen Wohnanforderungen.

Autorin: Dr. Angela Schwarz



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